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Am Black Friday locken Händler mit gigantischen Prozentzeichen. Doch Vorsicht: Oft verstecken sich hinter den vermeintlichen Top-Deals Geräte, die ihre besten Tage längst hinter sich haben. Wir erklären, wie Sie Ladenhüter enttarnen und warum billig am Ende oft teuer wird.
Der November ist der Monat der blinkenden Banner und roten Preisschilder. Wenn der „Black Friday“ und der „Cyber Monday“ die Schnäppchenjagd eröffnen, setzt bei vielen Verbrauchern der rationale Verstand kurzzeitig aus. Die Händler wissen das – und sie nutzen diese Tage nicht nur, um Umsatz zu generieren, sondern auch, um ihre Lager zu bereinigen.
Unsere diesjährigen Blackweek-Empfehlungen:
Das Problem: Zwischen echten Preishits verstecken sich massenweise „Technik-Zombies“. Das sind Geräte, die neu verpackt sind, deren Technologie aber veraltet ist. Wer hier zugreift, kauft oft Hardware, die schon im nächsten Jahr keine Updates mehr erhält, mit neuen Apps inkompatibel ist oder deren Wiederverkaufswert gegen Null tendiert.
Wir haben für Sie die fünf wichtigsten Indikatoren analysiert, mit denen Sie veraltete Technik sofort erkennen – bevor Sie auf „Kaufen“ klicken.
Das Software-Dilemma – Wenn das Update-Ende naht
Das vielleicht kritischste Kriterium bei moderner Elektronik ist unsichtbar: die Software-Unterstützung. Ein Smartphone oder Tablet mag äußerlich makellos aussehen und schnell laufen, doch wenn der Hersteller den Support einstellt, wird das Schnäppchen zum Sicherheitsrisiko.
Der Android-Fallstrick
Besonders bei günstigen Android-Smartphones und Tablets im Angebot sollten Sie hellhörig werden. Viele Hersteller garantieren Updates nur für zwei oder drei Jahre ab Erscheinungsdatum, nicht ab Kaufdatum.
- Das Szenario: Sie kaufen ein Mittelklasse-Gerät, das 2022 auf den Markt kam. Der Hersteller bietet Updates bis 2025. Faktisch kaufen Sie ein Neugerät, das in wenigen Monaten keine Sicherheits-Patches mehr erhält und somit für Online-Banking unbrauchbar wird.
- Der Check: Googeln Sie vor dem Kauf „[Gerätename] Erscheinungsdatum“ und „[Gerätename] Update Garantie“. Wenn das Gerät älter als 18 Monate ist: Finger weg, sofern der Preis nicht extrem niedrig ist.
Die Windows-Falle
Laptops, die jetzt noch mit Windows 10 ausgeliefert werden und nicht offiziell Windows-11-kompatibel sind (oft wegen älterer Prozessoren), sind tickende Zeitbomben. Der Support für Windows 10 endet im Oktober 2025. Danach wird der PC anfällig für Viren und Malware.
Der Prozessor-Generationenkonflikt
„Intel Core i7“ oder „AMD Ryzen 7“ klingt auf dem Datenblatt beeindruckend. Doch diese Bezeichnungen sind ohne die Generation dahinter fast wertlos. Händler nutzen oft die Unwissenheit der Kunden aus, indem sie leistungsstarke Namen (i7) aus veralteten Generationen bewerben.
Ein „Core i7“ der 11. Generation ist heute oft langsamer und ineffizienter als ein „Core i5“ der aktuellen 13. oder 14. Generation. Er verbraucht mehr Strom, lässt den Lüfter lauter drehen und unterstützt moderne Standards nicht.
So lesen Sie den Code:
Achten Sie auf die ersten Ziffern nach dem Bindestrich.
- Beispiel: Ein Intel Core i7-1165G7 ist aus der 11. Generation (veraltet). Ein i7-1355U ist aus der 13. Generation (aktuell).
- Bei Apple: Vorsicht bei MacBooks mit „Intel“-Chips. Diese wirken oft günstig, sind aber im Vergleich zu Apples eigenen „M-Chips“ (M1, M2, M3) in Leistung und Akkulaufzeit drastisch unterlegen und werden softwareseitig früher abgesägt.
Veraltete Anschlüsse – Der Micro-USB-Indikator
Es ist ein kleines Detail mit großer Aussagekraft: Der Ladeanschluss. Seit Jahren ist USB-C der Standard für fast alles – von Laptops über Kopfhörer bis hin zu Smartphones (mittlerweile sogar beim iPhone).
Finden Sie an einem Bluetooth-Lautsprecher, einer Powerbank oder einem E-Book-Reader noch einen Micro-USB-Anschluss (die trapezförmigen Stecker, die man immer falsch herum reinsteckt), ist das ein massives Warnsignal. Es bedeutet: Dieses Produktdesign ist mindestens drei bis fünf Jahre alt.
Warum ist das schlimm?
Nicht nur brauchen Sie ein extra Kabel. Ein alter Anschluss deutet oft auf veraltete Ladetechnologie hin. Das Gerät lädt langsamer („Fast Charging“ fehlt oft) und der Akku selbst hat möglicherweise durch lange Lagerung bereits an Kapazität verloren, noch bevor Sie ihn das erste Mal nutzen.
Das Display und die Standards von gestern
Bildschirme sind teuer in der Herstellung. Deshalb verbauen Hersteller in ihren „Budget“-Linien oder alten Chargen oft Panels, die nicht mehr zeitgemäß sind. Am Black Friday werden diese Geräte dann als „High-End-Gaming-Monitor“ oder „Premium-Laptop“ vermarktet.
Worauf Sie achten müssen:
- Helligkeit: Ein Laptop-Display mit 250 nits Helligkeit ist in hellen Büros oder draußen kaum ablesbar. Standard sind heute 300 bis 400 nits.
- Auflösung bei Laptops: Bei Geräten ab 13 Zoll ist eine einfache HD-Auflösung (1366 x 768 Pixel) ein absolutes No-Go. Full-HD (1920 x 1080) ist das Minimum. Alles darunter sorgt für pixelige Schrift und müde Augen.
- Bildwiederholrate: Ein Smartphone für über 300 Euro oder ein Gaming-Monitor sollte heute mehr als die standardmäßigen 60 Hertz bieten. 90 oder 120 Hertz sorgen für ein flüssiges Bild beim Scrollen und Spielen. Fehlt dies, handelt es sich oft um alte Lagerware.
Wi-Fi 5 und Bluetooth 4.x – Die unsichtbare Bremse
Wer heute neue Technik kauft, möchte sie meist mehrere Jahre nutzen. Die Konnektivität ist dabei entscheidend, wird aber in den Werbeprospekten oft nur im Kleingedruckten erwähnt.
- WLAN: Der aktuelle Standard ist Wi-Fi 6, 6E oder sogar schon Wi-Fi 7. Geräte, die nur Wi-Fi 5 (WLAN ac) unterstützen, sind technisch überholt. In einem modernen Heimnetzwerk bremsen sie die Datenübertragung aus und haben oft eine schlechtere Reichweite.
- Bluetooth: Achten Sie auf Bluetooth 5.0 oder höher. Ältere Standards (4.0, 4.2) verbrauchen mehr Energie, haben eine instabilere Verbindung und eine geringere Reichweite. Besonders bei kabellosen Kopfhörern und Smartwatches ist das ein entscheidender Nachteil im Alltag.
Der Trick mit den Modellnummern: Lassen Sie sich nicht blenden
Ein beliebter Trick der Elektronikketten am Black Friday ist das sogenannte „Derivat“. Händler bestellen bei Herstellern wie Samsung, LG oder Bosch riesige Mengen eines Produkts, das speziell für diese Aktion leicht abgewandelt wird.
Der Fernseher heißt dann nicht „Modell X500“, sondern „Modell X500-B2“. Oft fehlen diesen Sondermodellen bestimmte Features (z.B. eine hochwertige Fernbedienung, bestimmte Anschlüsse oder Aufnahmefunktionen), um den niedrigen Preis zu rechtfertigen. Zudem erschwert die kryptische Modellnummer den Preisvergleich, da das exakte Modell nur bei diesem einen Händler zu finden ist.
Unser Tipp: Vergleichen Sie die technischen Daten („Specs“) des Aktionsmodells penibel mit dem Standardmodell des Herstellers. Wenn Features fehlen, ist der Rabatt oft gar keiner, sondern lediglich der faire Preis für ein abgespecktes Gerät.
Fazit: Kritisch bleiben schützt den Geldbeutel
Nicht jedes ältere Gerät ist automatisch ein schlechter Kauf. Ein Vorjahres-Smartphone der Oberklasse kann immer noch besser sein als ein brandneues Einsteiger-Gerät. Doch der Preis muss stimmen – und Sie müssen wissen, worauf Sie sich einlassen (z.B. kürzere Update-Zeiträume).
Die Checkliste vor dem Kauf:
- Erscheinungsjahr prüfen: Wann kam das Gerät auf den Markt? (Alles über 2-3 Jahre ist kritisch).
- Preisverlauf checken: Nutzen Sie Portale wie Idealo oder Geizhals, um zu sehen, ob der „Streichpreis“ (UVP) überhaupt realistisch ist. Oft war das Gerät vor drei Monaten schon günstiger.
- Testberichte lesen: Suchen Sie nach Tests, die aktuell sind. Ein Testbericht von 2020 bewertet ein Gerät nach damaligen Standards – heute sähe das Urteil vielleicht „mangelhaft“ aus.
Lassen Sie sich am Black Friday nicht von Countdowns und roten Balken unter Druck setzen. Wahre Schnäppchenjäger kaufen mit dem Kopf, nicht mit dem Bauch.






